Vereinsarbeit bei schmalen Kassen
Laucha � Im achten Jahr nach seiner Wiedergründung am 16. März 1992 hat der Schützenverein Laucha-Unstrut & Umgebung wieder auf den Spuren seiner Vorväter Tritt gefasst. Zu dieser Einschätzung gelangte der Versammlungsleiter Karl-Friedrich Boy am 12. Februar auf der Jahreshauptversammlung im Schützenhaus. Überraschend schnell und scheinbar mühelos, weil von den Mitgliedern getragen, konnte an die jahrhundertealte Tradition von anno 1551 angeknüpft werden. Boy sieht in der Schützenvereinigung sogar "einen Vorzeigeverein für Laucha". Zahlen und Bilanzen untermauern diese These: Der SV Laucha zählt am 1. Januar 2000 immerhin 74 Mitglieder.
Davon sind 13 im jugendlichen Alter, zehn davon sind Schützenschwestern...
Das jüngste Mitglied im Verein, Kurt Ola, ist gerademal zwei Jahre. Aber auch mit 80 ist man in Laucha noch aktiv bei den Schützen.
Mit einer zutreffenden Bilanz würdigte der Vorsitzende Manfred Goldacker die Zielstrebigkeit von Jungschützen wie Jens Reichert, Julia Reiß, Stefan Drews, Maik Riewe und Christian Hollburg. Während zahlreicher Kreis- und auch bei Landesmeisterschaften erstritten sie den Sieg für ihre Heimatstadt an der Unstrut. Anlass genug für den Vorsitzenden, sich und den Verein auf den richtigen Wege zu sehen. Der Dank des Vorstandes ging an die Übungsleiter Jan Goldacker, Dietmar Reiß und Thomas Hollburg.
Im Jahresrückblick der Schützenklasse dagegen fiel die Ausbeute an Schießtiteln und Trophäen recht mager aus. Lediglich Ralf Schlegel und Christian Hollburg erfüllten die in sie gesetzten Erwartungen.
Erwähnenswert ist in Laucha weiter, dass sich das Schießhaus auf dem Stadthof zu einer gern angenommenen Begegnungsstätte entwickelt hat. Dabei kniet man durchaus nicht jedes Mal mit dem Luftgewehr vor der Zielscheibe. Doch auch hier steht der Appell des Vorsitzenden, dass sich noch mehr beteiligen müssten. Zufrieden mit dem vorjährigen Heimat-, Wein- und Schützenfest regte für das Jahr 2000 er eine Konzentration der Veranstaltungen an. Im nächsten Jahr steht dann ein großes Jubiläum ins Haus: "450 Jahre Schützenverein Laucha".
Dem Bericht des Vorstandes folgte eine rege Diskussion. Aufschlußreicher als in den Vorjahren qualifizierte die Debatte die Generalversammlung als eine lebende Aussprache der Mitglieder: Noch einmal wurde den Sponsoren gedankt, die zu hohen Lauchaer Stadtgebühren wurden angesprochen, dass sei ein Thema für den Vorstand, wurde gesagt. Weil weniger DM mehr Beteiligung bringen würde. Ein Fahnenträger wurde auserwählt. "Früher war das eine Sache der Ehre" � so der Tenor im Schützenhaus. Weiter offen ist die Funktion eines Kreisjugendleiters.
Karl-Friedrich Boy, der Alterspräsident, fragte im Namen vieler Lauchaer Mitbürger nach der Wiederholung des "Großen Zapfenstreiches" auf dem Marktplatz, wusste aber auch, dass die Aufführung so eines militärischen Zeremonielles "nicht sang- und klanglos" über die Bühne geht. Das die Stadt, in einen Zeitalter knapper Kassen, nicht weiterhelfen könnte, hatten viele der Vereinsmitglieder auch schon bedacht. Thomas Burggraf, der als Stellvertreter des Bürgermeisters an der Versammlung teilnahm, kündigte dann auch prompt an: "Die Stadt Laucha ist nicht auf Rosen gebettet. Es kommt darauf an, wollen wir den Haushalt gewährleisten, die Ausgaben auf Null zu fahren. Das Verständnis dafür muss aufgebracht werden", meinte der Amtsleiter beschwichtigend. So muss also zuerst an die nötigen Mittel gedacht werden, wenn die von der Zeit verschlissene Schützenfahne restauriert werden soll. Es geht erneut um Sponsoren und um eine breite Spendenbewegung. Ein Band könnte alle Namen nennen. Wie sich abzeichnet ein aussichtsreiches Unterfangen...
Schatzmeister erfreuen sich in diesem Land einer ungeteilten Aufmerksamkeit. Auch Elenore Leffler vom Lauchaer Verein konnte dieser sicher sein. Schützenbruder Peter Elste verkündete als Revisor schadenfroh den Befreiungsschlag: "Es wird wohl in ganz Deutschland nicht noch einmal eine Kasse geben, die bis auf den letzten Pfennig stimmt!". Und da Laucha auch Karnevalshochburg ist riefen seine Bemerkungen: "Keine schwarzen Kassen! Kein Geld in der Schweiz oder in Lichtenstein!"
Damit war die Schatzmeisterin entlastet. Aus dem Schneider aber ist der Verein noch lange nicht.
Die Schützen haben an einem Darlehen für den Schießstand zu knabbern.
Alfred Schmalz