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Sie wurde zusammengestellt auf der Grundlage von Gesprächen mit dem Mitbegründer des Vereines Otto Skibbe und anderen Mitgliedern, statistischen Aufzeichnungen und archivierten Dokumenten.
Verfasser: Kamerad Hans-Jürgen Bobbe
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Die beiden Ärzte, Sanitätsrat Unbehaun und Dr. Alfred Wiegner, übernahmen die Sanitätsausbildung der Mitglieder. Mit großer Liebe wurde der Unterricht durchgeführt und fand das entsprechende Interesse bei den 16 Teilnehmern des ersten Kurses. Die beiden Ärzte ließen es sich auch nicht nehmen, nach jedem Lehrtag zwei Siphon (10 Liter) Bier zu kredenzen.
Nach und nach bildeten sich auch in den anderen Orten freiwillige Sanitätskolonnen. Deshalb machte es sich organisatorisch erforderlich, alle im Kreis Querfurt zusammenzufassen.
Als erster Kreiskolonnenführer wurde der Unternehmer Richard Jäckel aus Querfurt bestimmt. Schließlich gab es in seinem Geschäft fast alles - nur keine Eisenwaren und Lebensmittel. Neue Geschäftsbereiche wurden eine "Goldgrube", denn von nun an führte er auch Verbandsstoffe und alles was man in der Ersten Hilfe benötigte. Von ihm wurden alle Sanitätskolonnen beliefert - und es waren nicht wenige!
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Ihr gehörten Sanitätsrat Herr Unbehauen, Herr Dr.med.
Alfred Wiegner, der Unternehmer William Schwarz als Hauptkassierer und
als Repräsentanten die angesehenen Bürger Herr Max Dölgner
(auch liebevoll Schiebermaxe genannt) und der Friseur Herr Karl Scheibe
an. Sie alle erwarteten durch die Mitgliedschaft natürlich auch einen
besseren geschäftlichen Umsatz.
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Der Unterricht und die Zusammenkünfte fanden in der Gaststätte
"Deutsches Haus" statt. Der Wirt Paul Krause war ebenfalls Mitglied des
Roten Kreuzes und immer sehr spendabel. Er stellte stets einen Arbeitsraum
zur Verfügung, der aber schnell zu klein wurde, da inzwischen verschiedenste
Materialien durch die Kreisverwaltung Querfurt zur Verfügung gerstellt
wurden. Der Wirt empfahl deshalb dem Verein, unter der Bühne des Kinos
einen dort vorhandenen Raum einzurichten. Dem Bauunternehmer Richard Haucke
- auch DRK-Mitglied - ist es zu verdanken, daß dann sehr schnell
dieser Raum genutzt werden konnte.
Frauen und Männer waren im Sanitätswesen der Gründerjahre getrennt. Die Männer gehörten dem Landesverein "Preußen" an, unterstützt vom preußischem Männerverein des Roten Kreuzes. Die Frauengruppe gehörte dagegen dem vaterländischen Frauenverein des Roten Kreuzes an. Leiterin war die Gattin des Sanitätsrates Herr Unbehaun und bekam noch zusätzliche Hilfe durch ihre Tochter, Frau Wollenhaupt.
Gemeinsam wurden auch Theaterstücke eingeübt und andere interessante Veranstaltungen durchgeführt. Das steigerte die Attraktivität des Roten Kreuzes und verbesserte das kulturelle Angebot für alle Bürger.
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Der Kreiskolonnenführer Jäckel faßte alle Kolonnen
zusammen und organisierte Kreisverbandsübungen. Unsere Gruppe nahm
an solchen Übungen in Nebra, Laucha, Freyburg, Querfurt und Mücheln
teil. Dem Verein stand zum damaligen Zeitpunkt noch kein Auto zur Verfügung.
Zu allen Terminen nutzten die Männer immer die Eisenbahn. Roßleben
stellte die stärkste Gruppe, denn das Interesse war stets groß.
Die beiden in Roßleben praktizierenden Ärzte waren eifrige Werber
für das Rote Kreuz und gewannen dadurch auch eine Vielzahl von Sponsoren.
Dadurch wurde die Vereinsarbeit mit beträchtlichen Beträgen unterstützt.
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Ein großer Zeitungsartikel berichtete damals über
die Großzügigkeit des Landrates Dr. von Wanderslepp. Er stellte
dem Roten Kreuz einen Krankenwagen als Geschenk zur Verfügung. Der
erste Fahrer war Max Dölgner, im Volksmund "Schiebermax" genannt.
"Schiebemax" Dölgner organisierte mit dem Geschäftsmann Weise
die ersten Sanitätsmützen.
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Hitler kam an die Macht. Zwei unserer Kameraden aus Roßleben
traten der Nazipartei bei. Von ihnen wurde verlangt, ein "Rotes Hakenkreuz"
zu gründen. Dies gelang aber nicht.
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August 1939. Der Krieg kam und alle Sanitäter wurden in
eine Sanitätskompanie gesteckt und damit der Verein zur Untätigkeit
verurteilt. Von 750 Mann wurden die sieben Besten für ein Feldlazarett
ausgesucht. Unter diesen waren auch Otto Skibbe und Paul Schreck. Die Ausbildung
im Lazarett war streng wie in einer Strafkompanie. Otto Skibbe hatte Glück
im Unglück. Durch mehrere schwere Krankheiten wurde er noch vor Kriegsende
entlassen. Er half aber zu Hause wieder wo es erforderlich war und gab
nicht auf, neue Mitglieder zu suchen.
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Nach dem Einmarsch der Amerikaner und Russen wurde das Rote Kreuz
alsbald verboten. Unser Verein versuchte - trotz drohender harte Strafen
- eine Rot-Kreuz-Arbeit für die geschundenen Menschen weiterzuführen.
Da das Rote Kreuz verboten war, durften wir auch keine Sachen oder Abzeichen tragen, die auf unsere Organistaion hinweisen konnten.

Die Kameraden des Roten Kreuzes hielten zusammen - obwohl sie sich noch nicht in eienem Verein organisieren durften - und halfen, wo es nötig war. Im Herzen blieb immer, was einmal gelernt, um Gutes zu tun.
In Zeitungen wurde bekannt, daß dort, wo sich Hilfeleistungen bewährt haben, Zusammenschlüsse genehmigt werden. Die Roßleber Kameraden wurden als sogenannter "Gesundheitsdienst" geführt. Später durften wir uns ab 1952 wieder Deutsches Rotes Kreuz der DDR nennen.

Am 12. November 1952 wurde eine erneute Gründungsversammlung ausgerufen. Sie fand in der Gaststätte Berger statt. Kamerad Albien Bauer hatte ein Schild entworfen mit der Aufschrift: "Helft uns Helfen!".
Immunisierung gegen Kinderlähmung
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Nach der Umstrukturierung gehörten wir ab 1954 zum neu gebildeten
Kreis Artern/Berzirk Halle. Im Kreis Artern wurde für das DRK Otto
Skibbe als Kreisvorsitzenden vorgesehen. Leider hatte man Herrn Skibbe
nicht erreichen können, denn er war im Urlaub. Der Wahltermin mußte
aber eingehalten werden. So wurde kurzerhand von der Bezirksleitung der
Kamerad Fritz Hautahl aus dem Dachziegelwerk Voigtstedt benannt. Sein Büro
war im Schloß Bad Frankenhausen, da in Artern kein Platz vorhanden
war. Otto Skibbe wurde kommissarisch nur als Stellvertreter eingesetzt.
Der DRK-Kreisverband bekam 1956 seinen ersten Krankenwagen. Nach und nach wurden es drei Krankenwagen, von denen zwei einem Brand durch Kurzschluß zum Opfer fielen.
Zum erste Kreiskommiteevorsitzenden wurde der in Roßleben ansäßige Zahnarzt Karl Moog gewählt. Moog war sehr beliebt, weil er sich in allen Fragen voll fürs DRK einsetzte. Seine Sekretärin war Frau Ehrhardt.
Eines Tages kam ein unbekannter Mann aus Halle - auch mit Namen Ehrhardt - und brachte Herrn Skibbe in Roßleben die Nachricht, daß Moog bei Nacht und Nebel die "DDR" verlassen hätte und richtet die Frage an Kamerad Skibbe, ob er hier nicht Fluchthelfer gespielt hätte? Gemeinsam wurde dann die Wohnung Moogs besichtigt, in der sich kein Stück mehr befand. Von nun an oblag Herrn Skibbe die gesamte Arbeit im Kreis. Herr Skibbe mußte nicht nur die "Republikflucht" verkraften, sondern auch weitere Schwierigkeiten traten auf. Ein Krankenfahrer hatte z.B. gestohlene Schweine im Krankenwagen transportiert. Kamerad Günter Hartung brachte es vorsichtig Kamerad Skibbe bei, da er von der schweren Erkrankung seiner Frau wußte. Eine schwere Entscheidung für Skibbe und die Polizei: Das Urteil - ein strenger Verweis für den Fahrer.
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Die Neuwahl des Kreiskommitees brachte neue Gesichter. Der Oberarzt
des Krankenhauses in Bad Frankenhausen , Herr Dr. Kuhnt, wurde als Vorsitzender
gewählt. 25 Jahre war Otto Skibbe dessen Stellvertreter - Fritz Köhler
Kreissekretär. Die erste Kreisdelegiertenkonferenz unter Dr. Kuhnt
fand im Saal der Brauerei Artern statt. Den Bericht brachte aber der Stellvertreter
Herr Skibbe ein.
Altershalber trat Herr Otto Skibbe 1957 in Roßleben vom Vereinsvorsitz zurück, da er den Vorsitz in guten Händen von Herrn Gerboth glaubte. Doch in Herrn Gerboth hatte man sich getäuscht. Alle Unterlagen waren für ihn nur alter Papierkram. Er vernichtete fast alles, was für die spätere Geschichte des DRK von Bedeutung sein konnte. Schade, denn andere Kameraden mußten später Wissenslücken überbrücken.
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Durch gesetzlichen Vorschriften begründet, entstanden weitere
Gliederungen des DRK in Roßleben, so unter anderem im Kaliwerk "Heinrich
Rau"und in der damaligen Schuhfabrik "Paul Schäfer". Die Organisation
im Kaliwerk war die größte in Roßleben.
In der ehemaligen Sanitätsstelle an der alten Grubenkaue fungierte
zwar noch kein DRK - Vorsitzender, aber Robert Haupt war ein engagierter
Sanitäter. 1957 trat Walter Meschke in seine Fußstapfen. 1961
wurde erstmals Rolf Laue als DRK-Vorsitzender gewählt. Aufgrund zu
geringen Interesses der damaligen staatlichen Leitung im Kaliwerk für
die traditionelle DRK-Arbeit, stagnierte leider auch die Arbeit des DRK
im Werk. So gründete Herr Laue als Ersatz den Grubenhilfsdienst, der
zeitgleich zur notwendigen Grubenwehr mehr Aufmerksamkeit seitens der Werkleitung
erhielt. Die DRK-Grundorganisation selbst übernahm ab 1964 bis 1966
Herr Joachim Ogrisek. Ab 1967 bildete sich dann ein ZV-Sanitätszug,
der innerhalb der Zivilverteidigung der damaligen DDR aus politischen Gründen
heraus gebildet wurde.
1967 stand erstmals mit Frau Sanitätsrat Obst eine Frau an der Spitze der DRK-Organisation in Roßleben. Ihr Hobby zu helfen und ihre Funktion als engagiertes DRK-Mitglied führte sie in den Beruf des Arztes, den sie bis 1996 mit ganzer Liebe ausfüllte. Im November 1993 beging sie ihr 30-jähriges Dienstjubiläum als Arzt in der Gemeinde Roßleben. Für ihr Engagement gilt ihr der besondere Dank des DRK und aller Bürger. Frau SR Bärbel Obst versuchte immer mit viel Geschick und durch ihren guten Stand als Werksarzt in der Leitung des Kaliwerkes, dem DRK zu neuem Ansehen zu verhelfen. Viele Veranstaltungen waren auf der Tagesordnung und wurden durch den Kreissekretär Köhler sowie durch die hervorragenden Mitgliedern wie die Herren Nolze, Laue, Stern, Kirsch, Frau Heunemann, die Schwestern Lehmann, Schumann oder auch durch Herrn Bobbe unterstützt und vorbereitet.
Zeitmangel trugen dazu bei, daß am 26. Juni 1983 das aktive Mitglied Hans-Jürgen Bobbe gewählt und die Arbeit des DRK als Vorsitzender von Frau Obst fortführte. Frau Obst erklärte sich stets bereit, als Stellvertreter mitzumachen und die erworbenen Erfahrungen weiterzugeben. Herr Bobbe ist bemüht, die DRK-Arbeit im Sinne des Gründungsmitgliedes Otto Skibbe fortzuführen.
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Die politischen Verhältnisse und der wirtschaftliche Verfall
in der damaligen DDR sowie die damalige politische "Großwetterlage"
führten das deutsche Volk zur Wiedervereinigung. Zwei deutsche Rotkreuz-Organisationen
wurden wieder eins! Jedoch war es ein schwerer und erneuter Anfang. Neue
Mitglieder mußten geworben werden! Menschen, die oft arbeitslos waren,
Angst vor der Zukunft hatten und relativ wenig Geld zur Verfügung
hatten und damit ihren Antrieb zu gesellschaftlichen Veränderungen
verloren hatten.

1991 wurde der erste DRK-Vorstand in Roßleben im wiedervereinigten Deutschland gewählt. Bis zum heutigen Tag konnte die Zahl der Mitglieder wieder auf 382 gesteigert werden. Seit dem 1.1.1996 besteht ein Jugendrotkreuz mit ca. 60 Jugendlichen. Ein neuer DRK - Kreisverband ist bestrebt, neue Ortsvereine zu begründen. Wie eh und je werden Menschen gebraucht, um anderen Menschen zu helfen!
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12.04.1945 : Die Amerikaner marschierten in Roßleben ein. Vor dem Einmarsch wurde noch das Kaliwerk bombardiert. Etwa 40 Bomben wurden abgeworfen. Ungefähr 10 davon fielen ins Werk. 9 Tote und viele Verletzte mußten versorgt werden. Der Lokschuppen, 2 Salzschuppen, die Hauptwerkstatt, Schmiede und Schweißerei sowie die Kaue gingen bei Schichtwechsel in Trümmer. Von den anwesenden Kameraden wurden der Schlosser Gustav Pfeil unter den Trümmern hervorgezogen. Otto Skibbe verhedderte sich mit den Beinen. Es waren die Gedärme des Schlossers Pfeil, der in der Körpermitte durchtrennt war. Einem abgeschossenem Flieger konnte auch keine Hilfe mehr gebracht werden, weil der Wald brannte und weiter oben noch Munition explodierte.
Die Geschichte des DRK- Ortsvereins Roßleben wird in einer umfangreichen, mit viel Fleiß zusammengetragenen Chronik weitergeführt auch an dieser Stelle auf unseren Internetseiten von Zeit zu Zeit vervollständigt werden.
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